Am Anfang steht meist diese Frage: Wie lässt sich PLM in unsere Geschäftsprozesse integrieren? Die beste Antwort ist eine Gegenfrage: Was lässt sich eigentlich nicht mittels PLM integrieren? Dank des ganzheitlichen Ansatzes bringt eine solche Lösung Menschen, Prozesse und Systeme gleichermaßen und zeitgleich zusammen. Nach dem weltweit anerkannten Cradle-to-Cradle-Prinzip werden alle Phasen des Produktlebenszyklus berücksichtigt: Innovation, Design, Datenmanagement, Simulation, Fertigung, Marketing, Instandhaltung und Recycling – eben eine Lösung für alle Prozesse. In diesem Kreislauf stehen sämtliche relevanten Daten allen Berechtigten jederzeit in der jeweils aktuellen Version zur Verfügung. Alle Produktdaten sind an einem Ort, der „Single Source of Truth“, in aktueller Version verfügbar. Unterschiede wie Abteilungen und Disziplinen spielen bei den Zugriffsmöglichkeiten keine Rolle. Anders ausgedrückt: im digitalen Austausch fallen hinderliche Barrieren weg, ohne dass wichtige Informationen aus der „physischen Welt“ vernachlässigt werden. Sie werden genauso integriert wie die virtuellen Daten.
Was bringt PLM konkret? Die wesentlichen Vorteile lassen sich so zusammenfassen: höheres Tempo, geringere Kosten und bessere Qualität. Schnelligkeit bringt das System unter anderem durch die Vereinfachung der Zusammenarbeit verschiedener Teams und Abteilungen – und das über alle Unternehmensstandorte hinweg: Der virtuelle Daten-Raum verbindet problemlos sogar Kontinente. Ein unschätzbarer Vorteil, nicht zuletzt, weil sich die Arbeitswelt immer mehr in Richtung Remote Work entwickelt. Innovative Ideen finden damit rascher ihren Weg in die Umsetzung. Dabei führt ein gesteigertes Tempo und ein deutlicher Zuwachs an Flexibilität dank PLM eben nicht zu mehr Fehlern. Ganz im Gegenteil: Die Daten müssen nicht mehr auf umständliche – und fehleranfällige – Weise für verschiedene System neu erstellt und übertragen werden. Gerade diese Notwendigkeiten in Prozessen nach klassischem Muster erzeugen Unsicherheit, Mehrarbeit und den Unmut aller Beteiligten. Darunter leidet die Konzentration auf die Kernaufgaben.
Die beschriebene Vermeidung unnötiger Arbeitsschritte (und damit unnötiger Arbeitszeit) ist einer von vielen Mehrwerten im Bereich Kostenersparnis. Auch beim Materialeinsatz zeigen sich die Vorteile. Denn eine optimale Designentwicklung bildet einen ebensolchen Ausgangspunkt für Einkauf und Fertigung. Durch erhöhte Planungssicherheit lassen sich Aus- und Überschuss auf ein Minimum reduzieren. Ressourcen werden zusätzlich dadurch geschont, dass der Einsatz von PLM das Material-Recycling und die Wiederverwendung deutlich vereinfacht.
Durch die Bündelung aller Informationen bezüglich Produkte, Teile, Fertigung etc. erleichtert PLM zugleich deren Kontrolle. Das gilt ebenso für die Einhaltung von Vorschriften. Qualitätsprobleme werden auf diese Weise (früher) erkannt – oder entstehen erst gar nicht. Unangenehme Folgen, finanzieller wie rechtlicher Art, bleiben den Unternehmen erspart.
Die Abkürzung ERP (Enterprise Resource Planning) steht für das sicherlich prominenteste Softwareprogramm im Unternehmenskontext. Doch PLM holt in Sachen Bekanntheitsgrad auf. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, spielen doch die Prozesse rund um Produktstruktur -und änderungen eine ähnliche wichtige Rolle wie die finanziellen Betriebsabläufe. Das betrifft nicht nur das produzierende Gewerbe selbst, sondern auch das gesamte Ökosystem aus Lieferanten, Beratern, Kunden etc. Wichtig ist zu verstehen, dass es bei PLM nicht um eine ERP-Erweiterung oder -Sonderform handelt. Es ist eine eigenständige Lösung zur Abbildung der kompletten Wertschöpfungskette. Damit stehen ERP und PLM gleichberechtigt nebeneinander. Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, diese beiden „Welten“ mit ihren jeweiligen Echtzeitdaten miteinander zu verbinden, sie also kommunizieren zu lassen.
Bei der Integration von PLM und ERP spielt die Stückliste in den meisten Fällen die Hauptrolle. Auf ihr finden sich das fertige Produkt (meist ganz) sowie die benötigten Materialien, Baugruppen etc. Die Herausforderung liegt darin, diese BOM (Bill of Materials) für beide Systeme auf dem neuesten Stand zu halten – was einer permanenten Pflege bedarf. Klassischerweise erfolgt die BOM zunächst in PLM. Und genau dieser Schritt ist nach herkömmlicher Methode mit manuellem Aufwand verbunden, unter anderem deshalb, weil in der „PLM-Welt“ täglich Änderungen vorgenommen werden.
Grundsätzlich bietet die Kollaborationsplattform 3DEXPERIENCE von Dassault Systèmes eine ERP-Einbindung an. Damit werden alle Aspekte der technischen und geschäftlichen Abläufe berücksichtigt. Eine besondere Ergänzung durch TECHNIA ist die Funktion „Automatischer BOM Export“. Je nach kundenspezifischer Einstellung lösen bestimmte Ereignisse (etwa die Freigabe von Baugruppen) den Datei-Export zum festgelegten Speicherort aus. Händisches Nacharbeiten ist nicht erforderlich.
Die dritte wichtige Software im Bunde ist das Dokumentenmanagement-System (DMS). Alle Welt redet vom papierlosen Büro. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine zentrale und digitale Möglichkeit des Speicherns. Die Archivierung von bestimmten Daten muss revisionssicher erfolgen. Zugleich sollten solche Unterlagen, bei denen eine Archivierung nicht erforderlich ist, zeitnah gelöscht werden, um „Datenfriedhöfe“ zu vermeiden. DMS macht die digitalisierten Dokumente zudem allen Berechtigten standortunabhängig zugänglich. Eine PLM/DMS Integration erleichtert die Verwaltung und Archivierung der Datenmengen im Gesamtprozess. Ebenso wie ERP lässt sich auch DMS mit PLM verbinden. So ergibt sich eine „runde“ Dreier-Kombination, die sämtliche digitalen Erfordernisse in einem Unternehmen abdeckt.
Es gibt viele verschiedene Product Lifecycle Management (PLM)-Systeme auf dem Markt, die von verschiedenen Unternehmen entwickelt werden. Hier ist eine Liste von einigen bekannten PLM-Systemen, die auf dem Markt erhältlich sind:
Siemens Teamcenter: Teamcenter ist eines der bekanntesten PLM-Systeme und bietet eine breite Palette von PLM-Funktionen für verschiedene Branchen.
Dassault Systèmes 3DEXPERIENCE-Plattform: umfassende PLM-Funktionen angefangen mit Produktentwicklung über Produktion bis zum Recycling des Produkts.
PTC Windchill: Windchill ist ein PLM-System von PTC und bietet Funktionen für Produktentwicklung, Content-Management und mehr.
Autodesk Fusion Lifecycle: Fusion Lifecycle ist ein PLM-System von Autodesk, das auf die Bedürfnisse kleinerer und mittlerer Unternehmen zugeschnitten ist.
Aras Innovator: Aras bietet ein Open-Source-PLM-System namens Innovator, das anpassbare Lösungen für Unternehmen bietet.
Bei der Auswahl eines PLM-Systems ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens und Ihrer Branche zu berücksichtigen, um die am besten geeignete Lösung zu finden. Eine gründliche Recherche und Beratung von PLM-Experten kann Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen.
Wenn man von der SAP-Software spricht, wird vor allem die SAP ERP Software gemeint. SAP vertreibt dennoch eine breite Palette von Lösungen für verschiedene Geschäftsbereiche. Eines dieser Lösungsangebote ist das SAP Product Lifecycle Management (PLM). SAP PLM ist jedoch nicht allein ein eigenständiges PLM-System, wie zum Beispiel Siemens Teamcenter oder PTC Windchill. Stattdessen handelt es sich um eine Suite von PLM-Funktionen und -Modulen, die in das umfassendere SAP-Ökosystem integriert sind.
PLM ist normalerweise auf die Produktentwicklung und -herstellung ausgerichtet und hat einen starken technischen Fokus. Bei einer PLM-Integration geht es darum, technische Produktinformationen (technische Zeichnungen, Spezifikationen, Stücklisten und Änderungsdokumentation) und Entwicklungsprozesse nahtlos in den Produktlebenszyklus – von der Konzeption und Entwicklung über die Herstellung bis hin zur Wartung und Entsorgung – zu integrieren.
ERP-Systeme zielen darauf ab, verschiedene Geschäftsprozesse in einem Unternehmen zu integrieren und zu optimieren. Dazu gehören Finanzmanagement, Personalwesen, Lagerverwaltung, Beschaffung, Vertrieb und mehr. ERP-Systeme sind darauf ausgerichtet, betriebswirtschaftliche Daten oder geschäftsbezogene Daten (Finanzdaten, Auftragsabwicklung, Lagerbestände, Einkaufs- und Verkaufsdaten) und Prozesse zu verwalten, um die Unternehmensführung zu unterstützen.
Obwohl PLM und ERP unterschiedliche Schwerpunkte haben, können sie in vielen Fällen miteinander integriert werden, um einen ganzheitlichen Überblick über Produktentwicklung und Unternehmensbetrieb zu bieten. Diese Integration ermöglicht es Unternehmen, eine nahtlose Verbindung zwischen technischen Produktinformationen und betriebswirtschaftlichen Prozessen herzustellen, was besonders in komplexen Fertigungs- und Produktionsumgebungen von Vorteil sein kann.
Insgesamt ermöglicht die Integration von PLM und ERP eine bessere Koordination und Zusammenarbeit zwischen technischen und betriebswirtschaftlichen Teams eines Unternehmens, was dazu beiträgt, die Effizienz zu steigern, die Qualität zu verbessern und die Kosten zu kontrollieren. Weitere wichtige Vorteile sind:
Während bei einer PLM-Integration technische Produktinformationen und Entwicklungsprozesse nahtlos in den Produktlebenszyklus integriert werden, liegt bei einer DMS-Integration der Fokus darauf, Dokumente und Dateien effizienter zu organisieren, zu speichern, um die allgemeine betriebliche Effizienz zu steigern und die Dokumentenverwaltung zu optimieren.
Effiziente Dokumentenverwaltung: Die Integration ermöglicht die nahtlose Verbindung von Produktinformationen und zugehörigen Dokumenten. Dies erleichtert die Organisation, Suche und den Zugriff auf relevante Dokumente, wie CAD-Zeichnungen, Spezifikationen, Berichte und andere Unterlagen, die im Laufe des Produktlebenszyklus entstehen.
Verbesserte Zusammenarbeit: PLM-DMS-Integration fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Teams innerhalb eines Unternehmens. Teams können gleichzeitig an Dokumenten arbeiten, Änderungen verfolgen und Genehmigungsworkflows implementieren, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem neuesten Stand sind.
Bessere Versionierung und Revisionierung: Die Integration erleichtert die Verwaltung von Dokumentenversionen und Revisionen. Dies ist besonders wichtig in Branchen, in denen strenge Compliance-Anforderungen gelten, wie in der Luft- und Raumfahrt oder der Medizintechnik.
Rückverfolgbarkeit: Unternehmen können den Verlauf von Änderungen und Entscheidungen im Zusammenhang mit Produktinformationen und Dokumenten besser nachverfolgen. Dies ist hilfreich, um die Einhaltung von Vorschriften und Qualitätsstandards zu gewährleisten.
Zeit- und Kostenersparnis: Durch die Automatisierung von Prozessen, wie der Genehmigung von Dokumenten und Änderungsanträgen, kann eine PLM-DMS-Integration die Effizienz steigern und die Bearbeitungszeiten verkürzen. Dies führt zu Kosteneinsparungen und beschleunigtem Markteintritt.
Weitere Vorteile sind Reduzierung von Fehlern, Compliance und Qualitätsmanagement dank der vereinfachten Verwaltung von Dokumenten und Prozessen.