Sie ist aufwendig, kompliziert und am Ende zahlt man drauf: Nein, wir reden nicht von der letzten Steuererklärung. Gemeint ist natürlich die Produktentwicklung. Diese stellt gerade Start-ups vor enorme Herausforderungen. Denn neben der Ausarbeitung einer Produktidee müssen auch Produktionsprozesse, der Materialeinkauf oder die Abstimmung mit den Kapitalgebern organisiert werden. Kommt das Produkt dann auf den Markt, will natürlich auch die Zielgruppe überzeugt werden. Spannende Herausforderungen also, die nach intelligenten Lösungen verlangen. Die gute Nachricht: Mit dem Minimum Viable Product gibt es eine Alternative zu herkömmlichen Produktionsprozessen. Was es damit genau auf sich hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die Produktidee ist nur der Anfang

Rund 75 Prozent aller deutschen Start-ups scheitern. Schuld ist nicht immer eine unausgereifte Geschäfts- oder Produktidee. Auch Konflikte im Team, ineffiziente Prozesse oder eine unsaubere Finanzplanung können zu einer frühzeitigen Geschäftsaufgabe führen. Dennoch: Die Produktentwicklung wird von knapp 48 Prozent[1] der Unternehmensgründer als die größte Herausforderung betrachtet. Das hat verschiedene Gründe.

  • Hohe Kosten: Egal, ob Sie digitale Softwarelösungen oder physische Produkte herstellen: Ohne moderne Technologien, Rohstoffe, Materialien oder Komponenten geht es nicht. Und selbst das engagierteste Team arbeitet nicht für Luft und Liebe, sondern will fair bezahlt werden. Die Entwicklung neuer Produkte kostet also Geld. Geld, das nicht immer einfach zu beschaffen ist. Start-ups haben nur selten ausreichend Eigenkapital und die Abhängigkeit von Investoren ist groß. Die Finanzplanung muss entsprechend konservativ sein, denn Gründer können nur selten voll ins Risiko gehen. Die Kosten der Produktentwicklung sind damit eine große Herausforderung für Start-ups.
  • Enormer Zeitaufwand: Bis ein Produkt hergestellt werden kann, vergehen oft viele Monate oder Jahre. Zeit, in der das Start-up in Vorleistung gehen muss. Gerade die Entwicklung komplexer Produkte kann sich zudem durch das Entdecken neuer Fehlerquellen immer wieder verzögern. Und wenn das Produkt dann irgendwann serienreif ist, müssen noch Vertriebskanäle aufgebaut und die Vermarktung angestoßen werden. Das Risiko ist hoch, dass Start-ups in dieser Phase Liquiditätsprobleme bekommen. Oft scheitern Unternehmensgründungen auch an den eigenen hohen Ansprüchen. Schließlich gibt es ständig etwas, was man an der ersten Produktversion verbessern oder erweitern kann. Irgendwann verlieren nicht nur die Team-Mitglieder, sondern auch die Kapitalgeber und potenziellen Kunden die Geduld. Im Zweifel ist der Wettbewerb schneller und bringt seinerseits ein vergleichbares Produkt auf den Markt.
  • Angst vor Ideenklau: Gründer sind von ihrer eigenen Produktidee überzeugt. Das muss auch so sein. Diese Begeisterung führt aber manchmal zu der Befürchtung, dass die Idee von der Konkurrenz geklaut wird. Entsprechend viel Wert wird dann auf die Geheimhaltung gelegt. Das Problem: Ob die eigene Produktidee tatsächlich etwas taugt, kann so nicht festgestellt werden. Man muss sich also auf die eigene Intuition verlassen. Leider ist diese nicht immer der beste Ratgeber.
  • Fundierte Marktanalyse: Start-ups sollten also im Idealfall von Beginn an analysieren, ob es überhaupt Abnehmer für ihr Produkt gibt und welche Anforderungen diese potenziellen Käufer an das Produkt haben. Leider ist eine fundierte Marktanalyse gerade für kleine und sehr junge Start-ups zu aufwendig. Es fehlen einfach die Mittel für eine groß angelegte Marktforschung, wie sie sich etablierte Mittelständler oder große Konzerne leisten können.
  • Strukturen und Prozesse: Im Gegensatz zu Unternehmen, die bereits länger am Markt agieren, haben Start-ups kaum gewachsene Strukturen und Prozesse, die der Geschäfts- und Produktentwicklung einen stabilen Rahmen geben könnten. Diese sind aber eine wichtige Voraussetzung für gesundes Wachstum. Auch die Akquise und das Zusammenstellen eines eingespielten Teams muss hier als eine bedeutende Herausforderung für Start-ups in der Produktentwicklung genannt werden.

Als Gründer ein Produkt zu entwickeln, ist also gar nicht so leicht. Im Prinzip setzt man alles auf eine Karte und muss hoffen, dass das Produkt die beträchtlichen Kosten wieder hereinholt. Ein Risiko, das immer weniger Start-ups eingehen wollen. Das muss aber auch gar nicht sein. Schließlich gibt es Wege und Methoden, mit denen die Produktentwicklung schlank und wirtschaftlich effizient gestaltet werden kann.

Minimum Viable Product: So geht Produktentwicklung heute

Ein Konzept, das gerade in den letzten Jahren an Bekanntheit gewonnen hat, ist das Minimum Viable Product. Die Idee dahinter stammt von Eric Ries, dem Erfinder der Lean Start-up-Methode. Was es mit dem Lean Start-up genau auf sich hat, erklären wir Ihnen übrigens in einem eigenen Whitepaper. Hier wollen wir uns auf die Definition und die Vorteile des Minimum Viable Products konzentrieren, das einen Kernaspekt der Lean Start-up-Methode bildet.

Was ist das Minimum Viable Product?

Übersetzt bedeutet Minimum Viable Product (MVP) so viel wie „minimal brauchbares Produkt“. Das klingt etwas unbeholfen, bringt die Sache aber schon gut auf den Punkt. Denn tatsächlich handelt es sich dabei um ein Produkt, das minimale Anforderungen an Funktion und Design erfüllt. Es ist also so etwas wie ein Basis-Produkt oder eine erste sehr einfache Version.

Was ist die Idee hinter dem Minimum Viable Product?

Eingangs haben wir uns die Herausforderungen angeschaut, die Start-ups in der Produktentwicklung haben. Das Minimum Viable Product soll eine Antwort auf diese Herausforderungen sein. Deutlich wird dies, wenn wir die Merkmale und Eigenschaften eines Minimum Viable Products einmal näher betrachten.

Was zeichnet ein Minimum Viable Product aus?

  • Es ist eine minimal funktionsfähige Iteration (Konfiguration) eines Produkts.
  • Deshalb kann es schnell entwickelt werden und verursacht vergleichsweise geringe Kosten.
  • Das Minimal Viable Product dient als eine Art Testobjekt, über das möglichst frühzeitig Kundenfeedback zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung des Produkts eingeholt werden kann.

Wie funktioniert ein Minimal Viable Product?

Wie beschrieben, ist das Minimal Viable Product eine erste einfache Version. Das bedeutet aber nicht, dass diese Version unbrauchbar wäre. Im Gegenteil: Ihr Produkt muss trotz seiner Einfachheit bereits ein Kernproblem Ihrer Kunden lösen. Ist das erreicht, können Sie das Produkt auf den Markt bringen und anschließend anhand des Kundenfeedbacks über zusätzliche Funktionen, ein anderes Design oder Erweiterungen nachdenken. Ihr Produkt wird so mit der Zeit immer komplexer, besser und natürlich auch wertiger. Das wissen auch die Kunden zu schätzen, die nun bereit sind, einen wesentlich höheren Preis zu bezahlen.

Welche Vorteile hat ein Minimal Viable Product?

Aus den Eigenschaften des Minimal Viable Products lassen sich bereits einige Vorteile ableiten. Diese haben wir hier für Sie noch einmal zusammengefasst:

  • Effizienter Ressourceneinsatz: Die Entwicklung eines Minimal Viable Products kostet wenig Zeit und Geld und bindet nur einen Bruchteil des Personals. Es kann daher auch von Start-ups entwickelt werden, die erst kürzlich gegründet wurden und kein hohes Eigenkapital haben.
  • Wertvolle Erfahrungswerte: Gerade dann, wenn Sie bisher kein anderes Produkt entwickelt haben, ist das MVP eine hervorragende Möglichkeit, Produktionsprozesse, die Zusammenarbeit im Team und die Kooperation mit externen Partnern wie Lieferanten und Finanziers zu testen. Diese Erfahrungswerte kommen Ihnen zugute, wenn Sie später komplexere Versionen oder ganz andere Produkte entwickeln.
  • Authentisches Kundenfeedback: Selbst die beste Marktforschung ersetzt keinen direkten Austausch mit den Kunden. Und genau den bekommen Sie durch den Verkauf Ihres MVP. Nach und nach erfahren Sie so, was die wirklichen Bedürfnisse Ihrer Zielgruppen sind, welche Käufer überhaupt zu dieser Zielgruppe gehören und wie Sie diese Bedürfnisse mit einer Weiterentwicklung Ihres Produkts befriedigen können.

Besonders der letzte Aspekt ist ein entscheidender Vorteil des Minimal Viable Products. Denn er verhindert, dass Sie bei der Produktentwicklung schwerwiegende Fehlentscheidungen treffen, die Sie später im wahrsten Sinne des Wortes teuer bezahlen müssen.

Was sind Beispiele für erfolgreiche Minimal Viable Products?

Lesen Sie diesen Beitrag auf einem iPhone? Dann halten Sie die Evolution eines Minimal Viable Products in den Händen. Denn selbst Apple hat dieses Konzept für die Entwicklung seines Smartphones genutzt. Das erste iPhone war nämlich auf einige wenige Kernfunktionen reduziert. So konnten keine zusätzlichen Apps heruntergeladen werden und selbst das Kopieren von Text war nicht möglich. Diese Funktionen wurden erst nach und nach integriert und haben das iPhone schließlich zum komplexen Smartphone gemacht, das heute als Vorbild für technischen Innovationsgeist gilt.

MVPs als Service oder Dienstleistung

MVPs müssen natürlich nicht unbedingt physische Produkte sein. Auch Dienstleistungen oder Services können nach diesem Modell gestaltet werden. Der beste Beweis ist das weltweit bekannte Portal Airbnb. Denn die Gründer des Unternehmens hatten zwar die Idee für eine Vermietungsplattform ausgearbeitet, aber kein ausreichendes Startkapital. Also boten sie einfach Besuchern eines Events in der Nähe ihrer Wohnung ein Zimmer für die Übernachtung an und baten die Kunden anschließend um ein ehrliches Feedback. Dieses Feedback legte dann das Fundament für die Entwicklung der Airbnb-Plattform, wie sie heute von Millionen Menschen auf der ganzen Welt genutzt wird. Hätten die Gründer zuerst die Plattform ins Leben gerufen und dann auf Kunden gehofft, wären teure (und vor allem überflüssige) Fehlentscheidungen wahrscheinlich unvermeidlich gewesen.

Minimal Viable Product für Start-ups

Sie möchten nun mehr über die Möglichkeiten eines Minimal Viable Products erfahren? Sie wollen Ihrem Start-up mit schlanken Prozessen einen echten Wettbewerbsvorsprung verschaffen oder sich mit unseren Experten über nachhaltige Produktentwicklung austauschen? Wir beraten Sie gerne persönlich  und zeigen Ihnen, welche Softwarelösungen und Tools für Ihr Start-up ideal sind. Also: Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Erfolgsgeschichten schreiben.

[1] https://startupverband.de/fileadmin/startupverband/mediaarchiv/research/dsm/dsm_2021.pdf

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